Samstag, 16. April 2016

Zwischenseminar und erste Reisetage

Jetzt ist es schon April und wir sind seit über einem Monat wieder in Los Angeles, in meinem zweiten Zuhause. Mein Zeitgefühl ist in letzter Zeit dezent verschwommen, es fällt mir schwer, den Wochentag zu bestimmen,was ja eigentlich ein gutes Zeichen ist. Hinter mir liegt eine unglaublich intensive Zeit. Ich durfte in unserem Urlaub endlich Chile mit all seiner Schönheit besser kennen lernen durfte. Wochen, in denen ich ganz verschiedene Menschen getroffen habe, die alle auf ihre Weise toll und einzigartig waren. Es waren Wochen, in denen ich gefühlt wahrscheinlich mehr Distanzen zurück gelegt habe, als jemals zuvor in meinem Leben, in denen ich alle Wetterlagen erlebt habe, Gletscher und Wüste in einem Land gleichzeitig genießen durfte und vor allem Wochen, die wie im Flug vorbeigingen. Es wird schwer sein, die vielen Eindrücke, so zu schildern, wie sie es verdient hätten, doch ich will mir Mühe geben. Damit der Eintrag nicht zu lang wird, hab ich mich dazu entschlossen erst einmal nur über das Zwischenseminar und unsere Jeeptour in der Wüste zu berichten und den Rest des Urlaubs wann anders zu posten.
Alles begann mit unserem Zwischenseminar in la Serena, also im sogenannten „kleinen Norden“ Chiles. Ein überschaubares Städtchen, das für chilenische Verhältnisse ganz ansehnlich war, doch ehrlich gesagt habe ich von der Stadt an sich gar nicht so viel mitbekommen. Ich freute mich sehr auf das Seminar, ich freute mich, Leute kennen zu lernen, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich und mich mit ihnen austauschen zu können. Ich hatte ehrlich gesagt hohe Erwartungen an das Seminar, versprach mir irgendwie viel davon und wurde letztendlich auch überhaupt nicht enttäuscht. Im Gegenteil, es war noch schöner, als ich es erwartet hatte. So viel geredet, reflektiert, gelacht, Werwolf gespielt, Spanisch gesprochen und geredet (Die Einheiten waren überwiegend auf Spanisch) und über mich selbst gelernt, habe ich glaube ich noch nie oder schon lang nicht mehr. Denn wann setzt man sich schon mal mit Stift und Papier hin und lässt das letzte halbe Jahr Revu passieren? Wann überlegt man sich schon mal, was einen im letzten halben Jahr traurig und was einen glücklich gemacht hat?  Ehrlich gesagt habe ich das vorher noch nie gemacht. Klar ist es eine Ausnahmesituation, ich bin in Chile und habe die letzten sechs Monate völlig anders verbracht, als ich es bisher gewöhnt war. Doch ich glaube so ein Rückblick, den man ganz für sich alleine macht, nicht für andere, nur für sich, kann auch Zuhause, in der normalen Umgebung nicht schaden. Natürlich habe ich mich nicht nur mit mir auseinandergsetzt, das wäre dann doch auf Dauer langweilig, sondern wir haben auch viel über die chilenische Kultur gesprochen und uns ausgetauscht. Es war unglaublich interessant, welchen Blick die anderen auf Chile haben, was man bestätigen konnte oder auch Dinge, die einem selber noch gar nicht so bewusst aufgefallen waren, zu erfahren. Das i-tüpfelchen dabei war, dass wir das Glück hatten, einen Chilenen als Teil der Leitung zu haben, und so aus direkter Hand, seine Meinung und Erklärungen zu unseren Beobachtungen zu hören.
Wir haben uns unter anderem damit befasst, was wir an Chile inspirierend finden, was wir lieben, aber auch was uns komisch vorkommt und was uns theoretisch auch manchmal richtig „blockiert“. Auch darüber hat ich mir vorher eigentlich nie so intensiv Gedanken gemacht. Klar, mir sind sowohl positive, als auch negative Sachen aufgefallen, doch ich habe mich nicht weiter mit dem Hintergrund beschäftigt.
Alles in allem war das eine sehr gelungene Woche mit total coolen Leute , in der ich auf jeden Fall viel Motivation für das nächste halbe Jahr geschöpft habe.
Nach dem Seminar sind wir dann direkt weiter Richtung Norden. Ich dachte ja eigentlich wir sind schon im Norden, aber Irrtum! Wir durften locker noch mal 17 Stunden im Bus verbringen. Wenn ich wieder in Deutschland bin wird mir die Strecke zwischen Ausgburg und Berlin wahrscheinlich total lächerlich und alltäglich vorkommen. Was sind schon 500 km? :D
Leider war die Busfahrt größtenteils nachts und man konnte deswegen nicht viel sehen, von dem was um einen rum geschah. Doch dass ich Abends mit fast identischem Ausblick eingeschlafen, wie ich am Morgen aufgewacht bin, sagt irgendwie schon alles. Kilometer lang nichts außer beeindruckender Wüstenlandschaft, von einer Menschenseele keine Spur. Chile ist wahnsinnig dünn besiedelt – zumindest für uns Deutsche. Während die Chilenen 17 Millionen Einwohner haben, bringen wir 80 Millionen Menschen unter und sind nicht einmal halb so groß...
Irgendwann nach endlosem „Nichts“ kamen wir tatsächlich dort an, wo wir hin wollten. Ich war vorher noch nie in einer Wüstenstadt und war wirklich beeindruckt. Mitten im Nirgendwo, plötzlich eine Stadt. Eine Stadt in der trockensten Wüste der Welt. San Pedro de Atacama. Früher war die Stadt ein eingeschlafenes Dorf, doch der Tourismus hat sie wieder aufblühen lassen, denn San Pedro ist der perfekte Ausgangspunkt für die schönsten Landschaften unserer Welt. Dass dort alles vom Tourismus lebt, merkt man auch sofort, wenn man ankommt. Mir kam die Stadt ein bisschen gestellt vor, etwa wie ein Museum. Alle Schilder waren aus Holz angefertigt, jedes zweite Haus ist eine Tourimusagentur und auf Einheimische trifft man selten. Trotz des großen Andrangs, hat es mir dort gut gefallen. Besonders schön war die „Feria“, ein Markt voll von Kunsthandwerk und der perfekte Ort, billig Mitbringsel zu shoppen. Doch wir hatten noch etwas viel tolleres vor uns:
Eine viertägige geführte Jeeptour durch die Wüste und durch die Einsamkeit. Am Abend bevor es losging haben wir uns mit meinen Eltern getroffen. Es war natürlich sehr schön sie wieder zu sehen, aber auch ein bisschen komisch. Nach so langer Zeit und so weiter Entfernung standen sie plötzlich vor mir in „meinem“ Land. Nach zehn Minuten war aber alles schon wieder so vertraut wie früher und es kam mir so vor als wären wir nie so lange getrennt gewesen.
Am nächsten Morgen ging es dann jedenfalls ab in die Einsamkeit mit meinen Mädels ohne meine Eltern. Mit einem bolivianischen, sehr sympathischen Guide, einem französischen Paar und einer Israelin saßen wir in einem Jeep und haben uns drei Tage von der Schönheit eines bolivianischen Naturschutzgebiet verwöhnen lassen. Am ersten Tag ging es gleich mal hoch auf 5000 Höhenmeter, um die sogenannten „Geysire“ bewundern zu können. Neben Falmingos und unzähligen schönen Lamas haben wir wunderschöne Landschaftsabschnitte gesehen. Aber das können die Bilder glaub ich besser ausdrücken als ich. Ich kann nur sagen, dass es eine unglaublich schöne Erfahrung war.































































Salzwüste - Salar de Uyuni















Das ist alles Salz....